Reggae & Dancehall,  Jamaika,  Nordamerika & Karibik

iNi Kamoze

Jamaika Rezepte und Musik
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Musikrichtung: Reggae, Dancehall & Dub
Biografie:
Der Hotstepper aus Jamaika: Eine Stimme, die bleibt

INi Kamoze – dieser Name steht für einen der markantesten Stimmen im Reggae der 80er und 90er Jahre. Mit seinem Welthit „Here Comes the Hotstepper“ wurde er international bekannt und prägte die Dancehall-Szene mit einem unverwechselbaren Stil: eine Mischung aus Reggae, Dub und Dancehall, gepaart mit seiner charismatischen Stimme und politischen Botschaften.

Doch bevor er zu einem der einflussreichsten Künstler Jamaikas wurde, nahm sein Leben einen dramatischen Anfang – fernab von Ruhm und Rampenlicht.

Ini kamoze Biografie
Kindheit in Oracabessa: Der Start in ein bewegtes Leben

Seine Geschichte beginnt an Jamaikas Nordküste, im kleinen Ort Oracabessa. Dort kam er in einer einfachen Hütte direkt am Meer zur Welt – eine idyllische Umgebung, doch seine familiären Verhältnisse waren alles andere als idyllisch.

Sein Vater war ein gefürchteter Polizeisuperintendent, bekannt unter dem Spitznamen „The Scorpion“. Die Mutter arbeitete in einer Fabrik, versuchte die Familie zusammenzuhalten – doch ohne Erfolg.

Als iNi noch ein Baby war, geriet sie in einem Moment tiefster Frustration über die Abwesenheit des Vaters so in Rage, dass sie ihn kurzerhand in einen Karton legte und zu einer anderen Frau brachte: Miss Ette, eine Bekannte seines Vaters, die im rauen Kingstoner Viertel Jones Town lebte.

Die Straße als Schule des Lebens

Miss Ette nahm das Kind bei sich auf, nannte ihn „ihren kleinen Sohn“ – und wurde zu seiner ersten wirklichen Bezugsperson. Damit begann für den späteren Musiker eine Kindheit zwischen Ablehnung und Annahme, Armut und innerer Stärke. Die Erfahrungen aus diesen frühen Jahren sollten seine Musik und Persönlichkeit nachhaltig prägen.

Später zog Kamoze zu seinem Großvater aufs Land. In der Familie setzte man große Hoffnungen in ihn – er sollte Arzt werden. Doch dazu kam es nie. Er brach die Schule ab und trampte nach Kingston. Statt Klassenzimmer gab’s jetzt Straßenecken in der Bond Street. Dort lebte er auf einem Flachdach über einem Shop – ohne Wohnung, ohne Perspektive.

Rastafari, Theater und erste Songs

In Spanish Town fand iNi Kamoze Anschluss an die Rastafari-Bewegung – ein Wendepunkt in seinem Leben. Rückblickend sagte er, diese Entscheidung habe ihm das Leben gerettet. Als er Jahre später nach alten Freunden aus dieser Zeit suchte, musste er feststellen: Sechs von sieben waren gewaltsam ums Leben gekommen.

Doch Kamoze schlug einen anderen Weg ein und sein Talent blieb nicht unentdeckt: Der Radiosprecher Leo Ferguson erkannte sein Potenzial und lud ihn regelmäßig zu Radio Jamaica ein.

Dort begann Kamoze, sich als Künstler weiterzuentwickeln – nicht nur musikalisch. Er schrieb das TheaterstückThe Runnings„, das für Aufsehen sorgte, und veröffentlichte ein Buch über Port Royal – die einst reichste, berüchtigtste Piratenstadt der Welt.

Gleichzeitig arbeitete er unermüdlich an seiner Musik und entwickelte dabei den Stil, der ihn später bekannt machen sollte.

Ini Kamoze
Die Begegnung mit Sly & Robbie

Jeden Freitag war Kamoze bei Reggae-Legende Jimmy Cliff zu Gast – dort gab’s ital Food und intensive Gespräche über Musik. Doch trotz einiger Songs auf dem Mogho-Naba-Label war der Erfolg ausgeblieben. Er war frustriert. Bis Cliff’s Neffe Newton Merritt seine Demo-Tapes an Sly von Sly & Robbie weitergab.

Sly vergaß die Kassette zunächst – bis er sie zufällig wiederfand und abspielte. „Ich konnte es nicht glauben. Das war das Krasseste seit Bob Marley“, sagte er später. Noch am selben Tag wurden alle sechs Songs in nur einer Stunde im Channel One Studio aufgenommen. Das Resultat: ein hochgelobtes Debütalbum (selbstbetitelt, erschienen bei Island Records). Doch Geld sah Kamoze dafür kaum.

Mit dem legendären Tontechniker Soljie in den Channel One Studios
Ini Kamoze mit dem Tontechniker Soljie in den Channel One Studios
Aufstieg, Frust und neue Wege

Trotz wachsender Bekanntheit war Kamoze pleite. Auf die Frage, warum er so bekannt sei, aber trotzdem nichts habe, antwortete Jimmy Cliff nur trocken: „Ging mir auch so, Mann.“

Zwei weitere Alben entstanden mit Sly & Robbie – doch Kamoze gefiel die neue musikalische Richtung mit Synthesizern nicht. Also holte er Tyrone Downie, Ex-Keyboarder von Bob Marley, und gründete die One Two Crew.

Das Album „Shocking Out“ wurde veröffentlicht, das politisch aufgeladene Stück „Hole In The Pumpkin wurde von jamaikanischen Medien jedoch zensiert. Die politische Botschaft war vielen zu heikel – sogar bewaffnete Schlägertrupps standen plötzlich vor seiner Tür.

Doch Kamoze ließ sich nicht einschüchtern. Gemeinsam mit dem Produzenten Phillip “Fattis” Burrell landete er wenig später einen weiteren Coup: Der Song „Hotter This Year wurde zum Dancehall-Hit – ein energiegeladener Club-Banger, der seine Stellung in der Szene weiter festigte.

Das Verschwinden – und die große Rückkehr

1991 zog sich iNi Kamoze plötzlich aus der Öffentlichkeit zurück. Schnell machten Gerüchte die Runde – manche behaupteten, er sei im Gefängnis gelandet. Doch Kamoze selbst schwieg beharrlich zu den Spekulationen und ließ die Öffentlichkeit im Unklaren über die wahren Gründe seines Verschwindens.

Drei Jahre später meldete sich iNi eindrucksvoll zurück – mit einem Song, der die Welt eroberte: „Here Comes the Hotstepper“. Der Track schlug ein wie eine Bombe und machte Geschichte – als erster jamaikanischer Reggae-Künstler stürmte Kamoze die Spitze der US-Popcharts. Ob im Radio auf Hot 97, bei Funkmaster Flex oder in Clubs rund um den Globus – der „Hotstepper“ lief überall. Ein weltweiter Hit war geboren.

Zwischen Hitparade und Rechtsstreit

Der Erfolg von Here Comes the Hotstepper brachte nicht nur Ruhm, sondern auch Ärger. Plötzlich tauchten zahlreiche Anspruchsteller auf: Produzenten, Labels, Autoren – alle wollten am Erfolg mitverdienen. Die Einnahmen wurden eingefroren, Kamoze stand ohne Plattenvertrag da, obwohl er einer der größten Hits der Welt hatte.

Als Columbia-Boss Tommy Mottola hörte, wie viel Geld Kamoze für einen neuen Vertrag verlangte, soll er gesagt haben: „Wer denkt der, dass er ist – Bob Marley?“ Kamoze konterte: „Nein, ich bin nicht Bob Marley. Den habt ihr schon getötet. Mit mir klappt das nicht.“

Ein neuer Vertrag, viele Probleme

INi Kamoze unterschrieb schließlich bei East West Records und veröffentlichte dort sein neues Album „Lyrical Gangster. Zeitgleich erschien bei Columbia ein weiteres Album mit älterem Material, das ebenfalls den Namen „Hotstepper trug. Die Situation sorgte für Verwirrung – sowohl bei Radiostationen als auch beim Publikum. Das neue Album erhielt dadurch weniger Aufmerksamkeit, und Kamoze wurde in der Branche zunehmend als schwieriger Künstler wahrgenommen.

Auch seine Beziehung zu den Medien war angespannt. Bei einem Live-Besuch bei Hot 97 fühlte er sich übergangen. Die Platin-Auszeichnungen für „Here Comes the Hotstepper lehnte er später demonstrativ ab – ein Zeichen seiner Enttäuschung über die Entwicklungen hinter den Kulissen der Musikindustrie.

Der unbeugsame Künstler

INi Kamoze hat viel erlebt: Armut, Straßenleben, beinahe den Tod. Er überlebte und wurde zum Symbol für Eigenständigkeit, Widerstand und künstlerischen Eigensinn. Trotz globalem Erfolg, trotz #1-Hit, trotz Legendenstatus blieb er unbequem – und dabei immer authentisch.

In einer Industrie, in der viele Künstler verbogen werden, blieb er sich treu. Ini Kamoze – das ist kein Popstar im klassischen Sinne. Das ist ein Hotstepper durch und durch.

Diskografie:

1984

iNi Kamoze

1984

Statement

1986

Pirate

Diskografie

1988

Shocking Out

1992

16 Vibes Compilation

1994

Here comes the Hotstepper

1995

Lyrical Gangsta

Diskografie

2006

Debut

2009

51 50 Rule

2016

Meets Xterminator: Tramplin‘ Down Babylon

2017

iNi Kamoze (Remastered Version)

5 Songs:
Die Food'n'Bass Playlist:

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