
Kora – Die magische Harfe Westafrikas
- Herkunft: Westafrika – besonders in Ländern wie Mali, Senegal, Gambia und Guinea
- Instrumententyp: Saiteninstrument / Harfe-Lautenhybrid
- Bauweise: Kalebasse (Kürbis) als Resonanzkörper, mit Ziegenhaut bespannt; langer Hals aus Holz; 21 Saiten aus Nylon oder traditionell aus Darm
- Stimmung & Tonumfang: Meist pentatonisch oder heptatonisch gestimmt; großer Tonumfang (über 3 Oktaven)
- Spielweise: Mit beiden Daumen und Zeigefingern gezupft – melodisch und rhythmisch gleichzeitig
- Bekannte Musiker: Toumani Diabaté, Ballaké Sissoko, Seckou Keita, Sona Jobarteh
Der Sound Westafrikas: Die Kora erobert die Weltmusik
Sanfte, glasklare Saitenklänge, die scheinbar zwischen Himmel und Erde schweben – das ist der Sound der Kora, der legendären Harfenlaute aus Westafrika. Kaum ein anderes Instrument vereint so viel Geschichte, Spiritualität und moderne Weltmusik in sich. Ursprünglich von den Griots, den Geschichtenerzählern Westafrikas, gespielt, begleitet die Kora seit Jahrhunderten Lieder über Liebe, Mut und Gemeinschaft.
Heute erklingt ihr unverwechselbarer Ton längst über die Grenzen Afrikas hinaus – auf internationalen Festivals, in Jazzclubs und in elektronischen Produktionen. Künstler wie Toumani Diabaté, Ballaké Sissoko oder Sona Jobarteh zeigen, wie traditioneller Klang und moderne Einflüsse perfekt miteinander verschmelzen können.
Die Kora ist mehr als nur ein Instrument – sie ist eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Kontinenten und Kulturen. Wer ihren Klang einmal gehört hat, versteht, warum sie oft als „die Seele Westafrikas“ bezeichnet wird.
Ursprung und Geschichte
In Ländern wie Mali, Senegal, Gambia, Guinea und Burkina Faso schlägt das Herz der Kora. Ihre Wurzeln reichen tief in die Geschichte des alten Mandingue-Reiches zurück – einer Kultur, in der Musik nicht bloß Unterhaltung, sondern Träger von Wissen, Erinnerung und Seele war. Schon im 13. Jahrhundert erzählten die Griots, die Hüter der mündlichen Überlieferung, Geschichten über Könige, Kriege und die Weisheit ihrer Ahnen – begleitet vom sanften Klang der Kora.
Um ihre Entstehung ranken sich zahlreiche Legenden. Eine der bekanntesten erzählt von einer Frau mit übernatürlichen Kräften, die in einer Höhle lebte. Sie soll die erste Kora erschaffen haben, um ihre Visionen in Musik zu verwandeln. Ihr Klang, so heißt es, vereint die Kräfte der Natur und das Unsichtbare zwischen Himmel und Erde.
Andere Geschichten berichten von einem Griot namens Sory Kandia Doumbé, der das Instrument als göttliche Gabe erhielt – oder von einem Krieger namens Tiramakhan Traoré, der die Kora einst raubte und damit unwissentlich die Tradition des Griot-Storytellings begründete.
Was auch immer ihr wahrer Ursprung ist: Die Kora ist seit Jahrhunderten fester Bestandteil westafrikanischer Kultur. In vielen Familien wird sie von Generation zu Generation weitergegeben, meist vom Vater an den Sohn – als Zeichen von Wissen, Respekt und spiritueller Verbindung. Jeder Ton, jede Melodie trägt ein Stück dieser Geschichte in sich – ein klingendes Erbe, das bis heute lebendig geblieben ist.

Aufbau und Herstellung
Was die Kora so einzigartig macht, ist ihre kunstvolle Bauweise – eine perfekte Verbindung aus Natur, Handwerk und Klang. Der Resonanzkörper besteht aus einer halbierten Kalebasse, einem großen Kürbis, der sorgfältig ausgehöhlt, getrocknet und mit Kuh- oder Ziegenhaut bespannt wird. Dieses Naturmaterial verleiht der Kora ihren warmen, vollen Ton – erdig und doch schwebend.
Ein langer Hals aus Holz, oft aus edlem Palisander gefertigt, durchzieht den Resonanzkörper und trägt die 21 Saiten, die traditionell aus Tierdarm bestanden, heute jedoch meist aus Nylon oder modernen Dünnsaiten bestehen. Über einen Holzsteg laufen die Saiten, deren Vibrationen über die Haut auf den Kürbis übertragen werden – so entsteht der unverwechselbare, glasklare Klang, der an Harfe und Laute zugleich erinnert.
Gestimmt wird die Kora traditionell mit Lederschlaufen, die an den Saiten befestigt sind – eine Technik, die Geschick und Gehör verlangt. In modernen Versionen kommen jedoch zunehmend Gitarrenmechaniken zum Einsatz, die eine präzisere Stimmung ermöglichen und die Brücke zwischen alter Handwerkskunst und zeitgenössischer Musik schlagen.
Jede Kora ist ein handgefertigtes Unikat – kein industrielles Produkt, sondern ein Stück gelebte Kultur. Sie trägt die Handschrift ihres Erbauers und den Geist der Region, aus der sie stammt.

Spieltechnik
Die Kora verfügt über drei Hauptstimmungen – Sila Ba („große Straße“), **Tomora Ba“ und Hardino – die den Klang des Instruments entscheidend prägen.
Sila Ba wirkt fröhlich und offen und wird oft für festliche oder beschwingte Stücke genutzt. Tomora Ba klingt etwas melancholischer und eignet sich besonders für erzählerische Lieder oder Balladen, während Hardino eher ruhige und introspektive Klänge erzeugt, die für meditative oder traditionelle Stücke passen.
Die Wahl der Stimmung richtet sich nach dem Charakter des Stückes, dem Anlass und der persönlichen Vorliebe des Musikers. Fortgeschrittene Spieler wechseln manchmal sogar während eines Konzerts zwischen den Stimmungen, um unterschiedliche Atmosphären zu erzeugen.

Traditionelle und moderne Nutzung
Traditionell wurde die Kora von Griots, den westafrikanischen Geschichtenerzählern und Musikern, gespielt. Diese Musiker entstammen häufig bekannten Familien wie den Diabatés, Kouyatés oder Cissokhos und nutzten das Instrument, um Geschichten über Geschichte, Gesellschaft und Kultur weiterzugeben.
Heute hat die Kora ihren Weg in Jazz, Weltmusik und moderne Fusion-Genres gefunden. Künstler wie Toumani Diabaté, Ballaké Sissoko und Sona Jobarteh haben das Instrument weltweit bekannt gemacht und zeigen, wie traditionelles Erbe und zeitgenössische Musik miteinander verschmelzen können.
Wichtige Alben
Einige Alben, die die Kora auf meisterhafte Weise präsentieren, sind besonders prägend für die westafrikanische Musikszene.
„The Mandé Variations“ von Toumani Diabaté feiert die Kora in ihrer traditionellen Form, während gleichzeitig moderne Einflüsse einfließen.
„Musique de nuit“ von Ballaké Sissoko, einem der bekanntesten Kora-Spieler, verbindet traditionelle westafrikanische Musik mit zeitgenössischem Sound und schafft so eine harmonische Mischung.
Mit „Fasiya“ zeigt Sona Jobarteh, eine der wenigen international etablierten Kora-Spielerinnen, wie das Instrument in einem modernen Kontext eingesetzt werden kann, der traditionelle Elemente mit westlicher Musik verbindet.
Diese Alben verdeutlichen die Vielseitigkeit der Kora und ihre Fähigkeit, sowohl in traditionellen als auch in modernen musikalischen Kontexten zu glänzen.
Besondere Varianten
Neben der traditionellen Kora haben sich auch moderne Varianten entwickelt. Die chromatische Kora ermöglicht durch spezielle Mechanismen an den Saiten eine größere Flexibilität in der Tonwahl und erweitert damit das musikalische Spektrum.
Mit der Gravikora, entwickelt von Robert Grawi, entstand eine elektroakustische Version mit körperlosem Design, die insbesondere in Jazz, Elektronik und modernen Fusion-Genres Verwendung findet. Diese Innovationen zeigen, wie das traditionelle Instrument neu interpretiert und in zeitgenössische Musik integriert werden kann.
Symbolik und Bedeutung
Das Instrument hat eine starke symbolische Bedeutung. Die Kalebasse steht für das Herz, das Holz für die Natur, die Haut für die Tierwelt und die Metallelemente für die Magie.
Auch die 21 Saiten sind symbolisch aufgeladen: In manchen Traditionen werden sie als drei mal sieben interpretiert, was für Vollkommenheit und Harmonie steht. So verbindet das Instrument musikalische Virtuosität mit kultureller und spiritueller Tiefe.
Zwischen Geschichte und Klang: Die Kora
Mehr als nur ein Musikinstrument erzählt die Kora Geschichten von Westafrika – sie ist ein lebendiges Bindeglied zwischen Tradition und Moderne. Ihre unverwechselbaren Klänge und die reiche kulturelle Geschichte machen sie zu einem faszinierenden Bestandteil der Weltmusik. Für Musik- und Kulturinteressierte eröffnet die Kora einen tiefen Einblick in die Seele Westafrikas und zeigt, wie lebendige Traditionen zeitlos inspirieren können.
* Titelbild: Foto: © Mathaz, Wikipedia, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Food'n'bass Playlist:
YouTube
Spotify
Es gibt noch keine Bewertungen. Schreibe selbst die erste Bewertung!
Das könnte dich ebenfalls interessieren

Djembé Vibes – Von Afrika in die Welt
21. April 2025